Asthma und Feinstaub
Fast ein Drittel der Asthmafälle sind auf eine langfristige Feinstaubbelastung (PM2,5) zurückzuführen, so eine globale Metastudie
Eine langfristige Belastung mit Feinstaub (PM2,5) erhöht das Asthmarisiko sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen signifikant. Das hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Chemie in einer globalen Studie mit Daten von etwa 25 Millionen Menschen weltweit nachgewiesen. Die Forschenden stellen fest, dass etwa 30 Prozent aller neuen Asthma-Fälle mit Feinstaub (PM2,5) in Verbindung stehen, was die drastische Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch Luftverschmutzung verdeutlicht.
Asthma ist bisher eine unheilbare Krankheit, die die Lebensqualität stark beeinträchtigt und mit Symptomen wie Keuchen, Husten und Kurzatmigkeit einhergeht. Derzeit leiden etwa vier Prozent der Weltbevölkerung an Asthma, wobei jährlich mehr als 30 Millionen neue Fälle hinzukommen.
Die langfristige Belastung durch Feinstaub (PM2,5) gilt als wichtiger Risikofaktor für die Entstehung von Asthma. Frühere epidemiologische Studien zeigen jedoch widersprüchliche Ergebnisse: Einige weisen auf ein erhöhtes Risiko hin, während andere keinen Zusammenhang finden.
Um diese Kontroverse zu klären, haben Dr. Ruijing Ni und Forschende vom Max-Planck-Institut für Chemie eine umfassende globale Metaanalyse mit Kolleginnen und Kollegen aus China, den USA und Australien durchgeführt. Das Team ermittelte die Daten aus 68 epidemiologischen Studien des Jahres 2019, die in 22 Ländern durchgeführt wurden, darunter Nordamerika, Westeuropa, Ostasien, Südasien und Afrika. In der heute im Forschungsmagazin One Earth erschienenen Studie schlussfolgern die Forschenden, dass es nun ausreichend zuverlässige Beweise für einen Zusammenhang zwischen langfristiger Feinstaub 2,5-Exposition und Asthma gibt.
Feinstaub ist in Deutschland die Ursache für 11 Prozent neuer Asthmafälle
„Wir schätzen, dass 2019 weltweit fast ein Drittel der Asthmaerkrankungen auf die langfristige Exposition gegenüber PM2,5 zurückzuführen ist. Dies entspricht 63,5 Millionen bestehender Fälle und 11,4 Millionen neuer Fälle. In Deutschland war die Belastung Ursache für 11 Prozent der neuen Asthmaerkrankungen. Das sind 28.000 Menschen. Wir stellen zudem fest, dass das mit PM2,5 verbundene Asthmarisiko bei Kindern viel höher ist als bei Erwachsenen, was die Anfälligkeit in jüngeren Jahren widerspiegelt“, sagt Ni, Erstautorin der neuen Studie.
Normalerweise ist die Entwicklung der Lungen- und Immunfunktion erst im frühen Erwachsenenalter abgeschlossen. Daher sind Kinder möglicherweise anfälliger gegenüber Luftverschmutzung, die in den Atemwegen zu oxidativem Stress, Entzündungen und Überempfindlichkeit führen kann. Zudem kann es zu Veränderungen der Immunreaktionen und einer Sensibilisierung der Atemwege gegenüber Allergenen kommen. All diese Faktoren spielen bei der Entwicklung von Asthma eine Rolle.
Für die Metanalyse erstellte das Forschungsteam so genannte Expositions-Wirkungs-Kurven für Asthma bei Kindern und Erwachsenen. Solche Kurven werden häufig zur quantitativen Bewertung von Gesundheitsrisiken eingesetzt. Sie veranschaulichen die Beziehung zwischen dem Grad der Exposition gegenüber einer bestimmten Substanz, zum Beispiel Feinstaub PM2,5, und dem Ausmaß der dadurch verursachten Wirkung, zum Beispiel dem Asthmarisiko.
Länder mit unterschiedlichen Einkommensniveaus und Feinstaubbelastungen berücksichtigt
Die Expositions-Wirkungs-Kurven der Studie entstanden unter Berücksichtigung von Daten aus Ländern und Regionen mit verschiedenen Einkommensniveaus. Sie decken auch die globalen Unterschiede bei der PM2,5-Exposition ab. „Die ist wichtig, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung global zu quantifizieren“, kommentiert Prof. Yuming Guo, Epidemiologe von der Monash-Universität in Melbourne, Australien.
Die Bevölkerung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist in der Regel mehr Luftschadstoffen ausgesetzt und mehr durch Feinstaub belastet. Bisher wurden die meisten Forschungsarbeiten zu den gesundheitlichen Auswirkungen von PM2,5 jedoch in Nordamerika und Westeuropa durchgeführt.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit für politische Entscheidungsträger, strenge Gesetze zur kontinuierlichen Bekämpfung der Luftverschmutzung durchzusetzen. Zudem können persönliche Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Masken, ebenfalls helfen, die individuelle Feinstaubbelastung zu verringern und das Asthmarisiko zu mindern“, betont Yafang Cheng, Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemie.
Die Studie wurde von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Chemie (Deutschland), des Instituts für Physik der Atmosphäre der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (China), der University of Washington (USA) und der Monash University (Australien) durchgeführt.