Kunst am MPI für Chemie
Neben einer historischen Ausstellung über wichtige Meilensteine in der Geschichte des Instituts befinden sich im und am Gebäude einige Kunstwerke, die hier kurz vorgestellt werden:
WHY HOW WHAT WHEN WHERE
Für die künstlerische Gestaltung der Eingangshalle als kommunikativem Zentrum wurde im Rahmen des Wettbewerbes „Kunst am Bau“ die Arbeit von Brigitte Kowanz ausgewählt. Ihre Installation WHY HOW WHAT WHEN WHERE ist über alle vier Geschosse auf der Wand zwischen Eingangshalle und Laborbereich positioniert.
Ausgangspunkt des Kunstwerks ist die Betrachtung des wissenschaftlichen Forschens als Prozess. Das Max-Planck-Institut für Chemie generiert riesige Datensätze von scheinbar unüberschaubarer Komplexität. Um sie für den Menschen nutzbar zu machen, bedarf es reduzierter Strukturen. Mit dem Kreis fand die Künstlerin eine einfache Form, die einerseits auf den ewigen Kreislauf des Erkennens verweist und andererseits Assoziationen zum Logo des Max-Planck-Instituts weckt.
Neue bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse gründen sich oft auf die einfachen Interrogativpronomen warum, wie, was, wann und wo, die dem Kunstwerk seinen Titel geben. Ein weiteres Gestaltungselement der Installation ist das Morsealphabet, das es ermöglicht, kodierte Texte mittels elektrischer Impulse über weite Strecken zu über-mitteln. Vergleichbar der Anordnung von Molekülen in chemischen Verbindungen bilden die Bausteine des Morsealphabets komplexe Schichten, die in ihrer Essenz überraschend überschaubar und verständlich bleiben.
(Text: Brigitte Kowanz, Dieckmann PR Kulturmanagement Redaktion, München; Quelle Grafik: Brigitte Kowanz/MPIC)
Kaskaden-Hochspannungsgenerator
Die Apparatur diente bis in die 1980er Jahre am Max-Planck-Institut für Chemie als Teilchenbeschleuniger für kernphysikalische Untersuchungen. Sie wurde von 1942 bis 1944 im Röntgenwerk C.H.F. Müller AG in Hamburg für das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin gefertigt, konnte dort aber kriegsbedingt nicht mehr aufgestellt werden. Ab 1949 wurde die Anlage von Fritz Straßmann und Arnold Flammersfeld am MPI für Chemie in Mainz als Neutronenquelle aufgebaut.
Die Apparatur stand ursprünglich in einer großen Halle und bestand aus drei Segmenten:
- Hochspannungskaskade (links),
- Teilchenbeschleuniger mit Ionenrohr (rechts) und
- Anlage mit dem zu bestrahlenden Material. Diese war im darunterliegenden Geschoss untergebracht und ist nicht mehr erhalten.
Die Hochspannungskaskade wandelte eine Wechselspannung in eine Gleichspannung von bis zu 1,4 Megavolt um. Die Spannung entstand durch zehn hintereinander geschaltete Kondensatoren und Gleichrichter und wurde über einen Widerstand auf das Ionenrohr übertragen. Als Ionenquelle verwendete man leichte Gase wie Wasserstoff. Im Inneren des Ionenrohrs wurden die Ionen beschleunigt und gebündelt bevor sie auf die zu bestrahlende Probe trafen. Ein Spektrometer maß die entstandenen Teilchen.
2011 wurden die Überreste der Apparatur von Ulrich Schreiber restauriert. Heute dient der Teilchenbeschleuniger als Kunstwerk im Außenbereich des MPI für Chemie.
Minerva-Tafel: Eine friedliche Kriegsgöttin
Zur Einweihung des Max-Planck-Instituts für Chemie im Jahr 1956 ließ Instituts-direktor Friedrich Paneth eine Tafel am Eingang des Hauptgebäudes in Mainz fertigen. Sie zeigt in der Mitte die Göttin Minerva/Pallas Athene, die Speer und Schild niedergelegt hat und Griffel und Schreibtafel in der Hand hält. Eine Andeutung an die friedliche wissenschaftliche Forschung?
An den Seiten wurden später Platten mit den „Stammdaten“ des Instituts eingefügt: die Namen und Einweihungsdaten für Berlin und Mainz.
Die griechische Pallas Athene entspricht der römischen Göttin Minerva, die bereits als Emblem der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft diente. Bis heute ist sie im Logo der Max-Planck-Gesellschaft erhalten geblieben. Minerva/Athene galt als Göttin der Weisheit und wurde als Schutzgöttin der Handwerker, Dichter und Lehrer verehrt. Sie galt auch als Göttin der taktischen Kriegsführung und des Kampfes.
Die Figur der Minerva/Athene ist eine Abwandlung einer frühklassischen Hals-amphora. Sie wurde von dem Mainzer Künstler Adam Winter in der antiken Vasenmaltechnik auf einzelne Tonplatten gebrannt. Der Bildhauer und Keramiker benutzte Eisenoxide für die Farbe Schwarz.
Lindenberg Gemälde „Fein(d)staub“
Ein echter Lindenberg am MPI für Chemie.
Doppeldeutig mit dem Wort Fein(d)staub betitelte Udo Lindenberg eines seiner Gemälde, das seit Anfang 2019 im MPI für Chemie hängt. Es ist ein Geschenk der Stiftung „Mainzer Herz“ an Prof. Dr. Jos Lelieveld. Der Initiator der Stiftung und Direktor der Kardiologie 1 der Mainzer Universitätsmedizin, Prof. Dr. Thomas Münzel, forscht gemeinsam mit Lelieveld zum Thema Luftverschmutzung (siehe Pressemeldungen). Bereits im November 2018 war das Kunstwerk bei einem Ball der Stiftung versteigert worden und erzielte einen Erlös von 20.000 Euro. Der Spender überließ das Kunstwerk jedoch der Stiftung. Der Hamburger Rocker unterstützt seit 2009 mit seinen Gemälden die Stiftung Mainzer Herz mit Werken, die er eigens für die Stiftung angefertigt. (Bericht Newsletter, 2. Quartal 2019)
Graffiti-Kunst am Fahrradschuppen
Im Juli 2023 entstand ein weiteres Kunstwerk am MPI für Chemie. Das Graffiti-Kunstwerk ist von Weitem und für Alle sichtbar an der Außenwand des Fahrradschuppens am Hahn-Meitner-Weg. Gestaltet wurde es von einem Künstlerkollektiv um Manuel Gerullis. Die Graffiti-Künstler greifen dabei Forschungsthemen und bekannte Persönlichkeiten des Instituts auf:
• Paul J. Crutzen (2.v.r.): Nobelpreis in Chemie 1995 für die Erklärung, durch welche Prozesse das Ozonloch entsteht, u.a. durch FCKW aus Spraydosen, prägte den Begriff: Anthropozän = Menschzeitalter
• Otto Hahn (links): Nobelpreis in Chemie 1945, Entdeckung der Atomspaltung
• Lise Meitner (2.von links): Kollegin von Otto Hahn, lieferte die physikalische Erklärung zur Atomspaltung
• Richard Willstätter (rechts): Nobelpreis in Chemie 1915, Struktur von Pflanzenfarbstoffen u.a. Chlorophyll
In der Mitte des Kunstwerkes findet sich eine Interpretation der Kriegsgöttin Minerva, die auch als Göttin der Weisheit galt. Noch heute ist die Minerva das Symbol der Max-Planck-Gesellschaft.
Zudem greifen die Bilder die Stichworte „Klima und Klimawandel, Klima der Erdgeschichte, Luftverschmutzung (Feinstaub), natürliche und anthropogene Aerosole, Gesundheit“ auf.
„Das Projekt hat sehr viel Spaß gemacht, weil ich Themen wie Klimawandel und Luftverschmutzung sehr spannend finde und auch künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Wand hatte“, sagt der Wiesbadener Künstler Manuel Gerullis. Besonders begeisterte ihn, dass Aerosole in vielen wissenschaftlichen Projekten eine große Rolle spielen. So sind die Spraydose am linken Ende und die zu erahnenden Aerosolpartikel nicht nur ein Hinweis auf die Forschung am MPI für Chemie, sondern auch eine generelle Hommage an die Graffiti-Kunst.
Büsten
Im Foyer des MPI für Chemie stehen fünf Bronzebüsten prägender Persönlichkeiten aus der Geschichte des Instituts und der MPG:
- Lise Meitner: Datum unbekannt, Bildhauer von Riggenbach (Schweiz); Vermerk in der MPG-Akte: „Büste wurde zu Lebzeiten Lise Meitners angefertigt.“
- Otto Hahn: Kürzel auf der Bronze: E.L. oder L.E. 92; Das Kürzel lässt sich nicht weiter aufklären, die Zahl deutet auf das Jahr 1992 hin.
- Richard Willstätter: vor 1933, Nachguss 1949; Künstler: Josef Hinterseher, München
- Max Planck: Künstler: Walther Wolff, 1939
- Paul Crutzen: Künstler: Kai Teichert, 2009