Richard Willstätter (1872-1942) studierte Chemie an der Technischen Hochschule in München und promovierte 1894. Er habilitierte 1896 und wurde sechs Jahre später außerordentlicher Professor und Vorstand der organischen Abteilung im Baeyerschen Institut. Nach sieben Jahren als Professor für allgemeine Chemie an der ETH Zürich nahm Richard Willstätter 1912 die Arbeit als Leiter der Organischen Abteilung am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Chemie in Berlin-Dahlem auf und wurde zum Wissenschaftlichen Mitglied ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er eine Honorarprofessur an der Berliner Universität. 1916 verließ er das KWI für Chemie wieder und ging zurück an die Münchner Universität, wo er die Nachfolge Adolf von Baeyers antrat. Zwischen 1927 und 1937 gehörte Willstätter dem KWI als Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied an. Nach dem Hitler-Putsch kam es zunehmend zu antisemitischen Aktionen gegen ihn, die ihn 1924 dazu veranlassten, seine Professur in München abzugeben. Schließlich emigrierte Willstätter 1939 in die Schweiz.
In seinen Forschungsarbeiten widmete sich Richard Willstätter vor allem der Farbstoffchemie des Chlorophylls, des Hämoglobins und der Anthocyane (wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die in fast allen höheren Pflanzen vorkommen und Blüten und Früchten die rote, violette, blaue oder blauschwarze Färbung geben). 1915 erhielt er für seine Untersuchung der Pflanzenfarbstoffe, vor allem des Chlorophylls, den Nobelpreis für Chemie. Er entdeckte unter anderem, dass die Struktur des grünen Farbstoffs erhebliche Ähnlichkeit mit der Struktur des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin aufweist.