Abschiedssymposium für weltweit anerkannten Klimaforscher
Direktor des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie, Meinrat O. Andreae, geht in Ruhestand
Nach 30 Jahren als Direktor der Abteilung Biogeochemie am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und einem ganzen Leben für die Wissenschaft wird Meinrat O. Andreae am Freitag, 19. Mai 2017, mit dem Symposium „Facets of Biogeochemistry – Farewell Meinrat `Andi´ Andreae“ in den offiziellen Ruhestand verabschiedet. Rund 200 Teilnehmer werden zum Symposium erwartet, bei dem sieben namhafte internationale Sprecher einen Überblick über die Forschung geben, die sie mit dem in Augsburg geborenen Klimaforscher Andreae verbindet - unter ihnen beispielsweise der Brasilianer Paulo Artaxo von der University of São Paulo.
Jeder Vortrag wird einen Teil des Beitrags beleuchten, den Meinrat O. Andreae teils in Kooperation mit Kollegen aus der Wissenschaft zum besseren Verständnis der Zusammenhänge zwischen Biosphäre, Atmosphäre und den Ozeanen und deren Bedeutung für das Klimageschehen auf der Erde geleistet hat.
Vom Ozean in den Amazonas Regenwald
Über die Jahre hinweg entwickelten sich Andreaes Forschungsinteressen von der Geochemie über die chemische Ozeanographie zur Biogeo- und Atmosphärenchemie, mit Schwerpunkten auf dem Schwefelzyklus, den Interaktionen zwischen chemischen Prozessen und dem Klima, sowie der Bedeutung von Vegetationsfeuern.
Ein großer Durchbruch gelang ihm Ende der 1980er Jahre, als er in Zusammenarbeit mit Robert Charlson, James Lovelock, und Steve Warren entscheidend dazu beitrug, zu erklären, welche Rolle Algen bei der Bildung von Dimethylsulfid (DMS) im Rahmen der Wolkenbildung und damit einhergehend beim Klima spielen (die sogenannte CLAW-Hypothese). Bis zu diesem Zeitpunkt spielten Aerosole bei den Erklärungsversuchen des Klimawandels keine Rolle – heute sind die Kleinstpartikel aus der Klimaforschung nicht mehr wegzudenken.
Mit den Wissenschaftlern seiner Abteilung am MPI für Chemie widmete sich Meinrat O. Andreae seit 1987 unter anderem dem Austausch und den Wechselwirkungen von Spurengasen und Aerosolen zwischen Biosphäre und Atmosphäre. In seiner Zeit als Direktor verwirklichte das MPI für Chemie als Koordinator zusammen mit brasilianischen Institutionen den 325 Meter hohen Klimamessturm ATTO (Amazonian Tall Tower Observatory) im brasilianischen Urwald. Ausgestattet mit den verschiedensten Messgeräten werden dort Daten bspw. über den Einfluss des Regenwaldes auf das Klima gesammelt sowie die Aerosolbildung untersucht, die für die Wolkenbildung wichtig ist.
Ehrungen und weitreichendes Engagement
Im Lauf seiner Wissenschaftskarriere erhielt Meinrat O. Andreae zahlreiche Ehrungen und Preise. Beispielsweise wurde er im Jahr 2010 gleich mit vier Ehrungen gewürdigt: Im Januar ernannte ihn die Johannes Gutenberg-Universität zum Honorarprofessor des Instituts der Geowissenschaften. Kurz zuvor durfte er sich bereits über die Ernennung zum Fellow der angesehenen Amerikanischen Assoziation für die Förderung der Wissenschaften freuen. Im März schließlich verlieh ihm die Universität Gent den Ehrendoktortitel und schließlich ehrte ihn noch die International Aerosol Research Association mit dem Fissan-Pui Preis.
2013 wurde er zum Ehrenmitglied der renommierte Academy of Arts and Sciences in den Vereinigten Staaten ernannt. Weltweit arbeitet er bis heute mit vielen wissenschaftlichen Instituten zusammen, engagiert sich in der Lehre und in verschiedenen Steuerungs-Komitees internationaler Großforschungsprojekte. So ist er beispielsweise Mit-Autor des vierten Sachstandsberichtes des Weltklimarats. Die Arbeite des Weltklimarats, IPCC, wurde 2007 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Meinrat O. Andreae veröffentlichte bisher rund 500 wissenschaftliche Artikel (Stand Januar 2017, Quelle: Papers in ISI-Thompson ResearcherID Index) und mehrere Bücher.
Nach seiner Emeritierung am MPI wird Andreae als Emeritus in Mainz und als Wissenschaftler an der Scripps Institution of Oceanography der University of California San Diego weiter in der Forschung verbleiben.