Direktoren und wissenschaftliche Mitglieder von 1954 bis 1958
Alfred Klemm (1913-2013) war ab 1939 Mitarbeiter am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Chemie. 1944 fand Alfred Klemm mit Hilfe eines Massenspektrographen eine Isotopentrennung an Silber, das durch festes Silberjodid gewandert war. Drei Jahre später entdeckten Klemm und seine Mitarbeiter, dass der Effekt auch in geschmolzenen Salzen zu beobachten ist. 1954 habilitierte sich Alfred Klemm an der Universität Mainz zur „Thermodynamik der Transportvorgänge in Ionengemischen und ihre Anwendung auf isotopenhaltige Salze und Metalle“. Bevor er 1958 zum Wissenschaftlichen Mitglied des MPIC berufen wurde, arbeitete er als Gast an der Chalmers Technischen Hochschule in Göteborg.
In Zusammenarbeit mit dem theoretischen Physiker Ludwig Waldmann (ebenfalls Wissenschaftliches Mitglied des MPIC) führte Klemm auch gaskinetische Experimente durch. Er konnte zeigen, dass mithilfe der Thermodiffusion nicht nur Isotope getrennt werden können, sondern auch Moleküle, die sich nur durch ihr Trägheitsmoment unterscheiden. 1981 beendete Klemm seine aktive Zeit am MPIC.
Klemm betätigte sich auch als Verleger. 1946 gründete er zusammen mit Hans Friedrich-Freksa die Zeitschrift für Naturforschung und rief 1982 die Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung in Mainz wieder ins Leben.
Ludwig Waldmann (1913-1980) kam 1943 an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin. Zusammen mit dem Institut siedelte er 1944 nach Tailfingen und 1949 schließlich nach Mainz um. 1954 wurde er zum Wissenschaftlichen Mitglied des Max-Planck-Instituts für Chemie ernannt. Als er 1963 einen Ruf an die Universität Erlangen-Nürnberg erhielt, verließ er Mainz, blieb jedoch Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des MPIs.
Waldmann fokussierte sich auf Fragestellungen der Theoretischen Physik und lieferte eine Vielzahl theoretischer und experimenteller Beiträge zur Gaskinetik. So untersuchte er den Diffusionsthermoeffekt, die damit einhergehende Druck- und Temperaturabhängigkeit sowie die Onsagerschen Symmetrierelationen. Für Gase mit rotierenden Molekülen erweiterte Waldmann 1957 die sogenannte Boltzmann-Gleichung auf Spinteilchen (Waldmann-Snider-Gleichung) und entwickelte eine Diffusionstheorie. Zudem ging Ludwig Waldmann in seinen Forschungen den physikalischen Eigenschaften eines Lorentzschen starren Elektrons nach.
1961 lieferte er den Denkanstoß für die Untersuchung des unterschiedlichen gaskinetischen Verhaltens von Wasserstoffmolekülen gleicher Masse, wie beispielsweise D2. Gemeinsam mit Josef Mattauch und dessen Forschergruppe entwickelte Waldmann eine neue Methode der massenspektroskopischen Dispersionsbestimmung, die es ermöglichte, Massenspektren sehr genau auszuwerten.