Der Neustart in Mainz
Station 4
1946 begann auf dem Gelände der ehemaligen Flakkaserne in Mainz-Bretzenheim, in unmittelbarer Nachbarschaft zur ebenfalls neu entstehenden Universität, der Aufbau eines neuen Instituts. Unter Leitung von Fritz Straßmann wurden vorhandene Gebäude repariert und umgebaut. Zum Teil entstanden erste Neubauten. Aber erst 1949 waren die Arbeiten soweit fortgeschritten, dass der Umzug von Tailfingen nach Mainz durchgeführt werden konnte.
In der Zwischenzeit (1948) war in der amerikanischen und britischen Besatzungszone aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) mit Otto Hahn als erstem Präsidenten hervorgegangen. Die ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institute, die sich in der französischen Zone befanden, also auch das Mainzer Institut, wurden 1949 der MPG angegliedert und entsprechend umbenannt. Das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, mit damals 53 Beschäftigten, war entstanden.
Die feierliche Einweihung des Instituts erfolgte nach weiterer mehrjähriger Bautätigkeit am 9. Juli 1956. Das Institut erhielt 1959 den zusätzlichen Namen "Otto-Hahn-Institut". Eine bauliche Erweiterung erfolgte im Jahr 1961 mit dem Neubau für die Abteilung Kernphysik, der dann aber bereits 1985 einem größeren Gebäude (Abteilung Chemie der Atmosphäre) weichen musste.
Die friedliche Kriegsgöttin
Exponat 4: Tafel in der Bibliothek des Neubaus
Zur Einweihung des Max-Planck-Instituts für Chemie im Jahr 1956 ließ Institutsdirektor Friedrich Paneth eine Tafel am Eingang des Hauptgebäudes in Mainz fertigen. Sie zeigt in der Mitte die Göttin Minerva/Pallas Athene, die Speer und Schild niedergelegt hat und Griffel und Schreibtafel in der Hand hält. Eine Andeutung an die friedliche wissenschaftliche Forschung?
An den Seiten wurden später Platten mit den „Stammdaten“ des Instituts eingefügt: die Namen und Einweihungsdaten für Berlin und Mainz.
Die griechische Pallas Athene entspricht der römischen Göttin Minerva, die bereits als Emblem der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft diente. Bis heute ist sie im Logo der Max-Planck-Gesellschaft erhalten geblieben. Minerva/Athene galt als Göttin der Weisheit und wurde als Schutzgöttin der Handwerker, Dichter und Lehrer verehrt. Sie galt auch als Göttin der taktischen Kriegsführung und des Kampfes.
Die Figur der Minerva/Athene ist eine Abwandlung einer frühklassischen Halsamphora. Sie wurde von dem Mainzer Künstler Adam Winter in der antiken Vasenmaltechnik auf einzelne Tonplatten gebrannt. Der Bildhauer und Keramiker benutzte Eisenoxide für die Farbe Schwarz.